Allgemeine Informationen

Herkunft

Farbmäuse sind die domestizierte Form der wild lebenden Hausmaus. Schon vor langer Zeit haben sich wild lebende Mäuse dem Lebensraum des Menschen angeschlossen und werden seither als Schädlinge und Krankheitsüberträger verfolgt und im großen Stil vernichtet. Ihr Überleben trotz der harten Lebensumstände verdanken Hausmäuse ihrer bemerkenswerten Anpassungsfähigkeit und Genügsamkeit. Seit den 60er Jahren durchleben Farbmäuse eine traurige Karriere als Labortiere. Auch als Futtertiere für kleinere Fleischfresser werden sie häufig genutzt. Jedoch wurde auch früh ihr Potential als Haustier entdeckt. Durch intensive Zucht entstanden die unterschiedlichsten Farbschläge, denen die Farbmaus ihren Namen verdankt.

Eine junge Wildmaus auf Futtersuche

Steckbrief

 Lebenserwartung 1,5 – 2,5 Jahre, in seltenen Fällen auch länger
 Größe 8-11cm Körperlänge + 8-10cm Schwanzlänge
 Gewicht25 – 60g (sehr kleine Mäuse können leichter sein, sehr große und/oder moppelige Mäuse auch schwerer)
 Zähnevorne 4 ständig nachwachsende gelblich orange Nagezähne, 12 Backenzähne
 Geschlechtsreifeab 4 Wochen

Farben

Im Laufe der Zeit wurden Farbmäuse in allen möglichen Farb- und Fellvarianten gezüchtet. Ihre wild lebenden Artgenossen sind meist durchgängig braun (agouti) gezeichnet. Die gezüchteten Farbschläge lassen jedoch kaum eine Farbvorstellung offen. Eine gute Übersicht über Farbschläge und -bezeichnungen ist unter Mausebande.com – Wiki zu finden.
Trotz der vielen möglichen Farben und Zeichnungen, steht man als Halter oft vor dem Problem, zwei gleich aussehende Farbmäuse unterscheiden zu müssen. Dies ist gerade bei der Medikamentengabe im Krankheitsfall zwingend erforderlich. Die verschiedenen Möglichkeiten kannst du hier nachlesen:
Tipps zur Unterscheidung gleich aussehender Tiere

Eignung

Auch wenn Farbmäuse zu den Kleinsten unter den Nagetieren zählen, so haben sie doch große Ansprüche. Werden diese erfüllt, sind sie unkomplizierte Haustiere und toll zu beobachten.

Eigengeruch und Allergien: Wie alle Tiere haben auch Farbmäuse einen bestimmten Eigengeruch. Unkastrierte Männchen riechen sehr stark, Weibchen und Kastraten hingegen bei richtiger Haltung und dem richtigen Reinigungsrhythmus kaum. Trotzdem gibt es Menschen, die den typischen Mausgeruch überhaupt nicht mögen oder sogar Kopfschmerzen davon bekommen. Desweiteren ist es möglich, dass Allergien gegen die Mäuse oder die Einstreu auftreten. Um böse Überraschungen zu vermeiden, ist es sinnvoll, vor dem Einzug der Mäuse einen anderen Halter oder eine Pflegestelle zu besuchen, um zu testen, wie du auf die Tiere reagierst.

Aktivitätszeit der Mäuse: Farbmäuse sind größtenteils dämmerungs- und nachtaktiv. Gerade bei größeren Gruppen ist auch tagsüber immer mal wieder eine Maus zu sehen, jedoch sind sie meist erst abends richtig aktiv. Meist kann man die Mäuse mit regelmäßigen Futterzeiten gut auf eine bestimmte Wachzeit konditionieren, jedoch gibt es dafür selbstverständlich keine Garantie. Es gibt auch Mäuse, die ausschließlich nachts aktiv sind und die man als Besitzer aus diesem Grund sehr selten zu Gesicht bekommt.
Auch, wenn die Mäuse bis auf wenige Ausnahmen keine Geräusche zur Kommunikation machen, können sie in ihrer Aktivitätsphase sehr laut sein. Man hört sie rascheln und knuspern, das Laufrad benutzen und vor allem Nagen. Ist das Gehege in einem Schlafraum platziert, könnten diese Geräusche sehr stören und für einige Menschen sogar den Schlaf unmöglich machen.

Farbmäuse und Kinder: Farbmäuse sind reine Beobachtungstiere und sollten nur in besonderen Fällen (z.B. Tierarztbesuch) in die Hand genommen werden. Sie haben einen sehr zierlichen Körperbau und einen empfindlichen Schwanz, deshalb sollten sie nur sehr vorsichtig und von Kindern nur unter Aufsicht der Eltern gehändelt werden. Wenn dem Kind bewusst ist, dass die Mäuse nicht gegen ihren Willen eingefangen und angefasst werden wollen, können sie auch für Kinder tolle Haustiere sein. Es gibt viele Möglichkeiten, Spielzeug (zB. aus Toiletten- und Küchenpapierrollen, Papierschnipseln oder Holz) für die Mäuse zu basteln, welches sie meist mit viel Freude erkunden und entdecken, sodass es auch für Kinder spannend ist, die kleinen Tiere zu beobachten.
Die Eltern tragen in jedem Fall die Verantwortung für die Mäuse, auch, wenn die Tiere für Kinder angeschafft wurden. Die Verweigerung eines Tierarztbesuches im Bedarfsfall, sowie von einem artgerechten Gehege und Futter sind dem Tier und auch dem Kind gegenüber sehr grausam. Im Gegenzug bietet die Farbmaushaltung jedoch eine gute Möglichkeit, dem Kind Verantwortungsbewusstsein und Verständnis für andere Lebewesen näher zu bringen.

Hunde und Katzen: Hunde und besonders Katzen sind Fressfeinde der Mäuse, deshalb ist die Farbmaushaltung nur bedingt mit diesen Tieren vereinbar. Werden besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen, ist die Haltung aber dennoch möglich. Besonders wichtig ist es, das Gehege ausbruchssicher zu gestalten. Lebt eine Katze im Haushalt, sollte das Gehege unbedingt doppelt vergittert werden, mit mindestens 1cm Abstand zwischen den Gittern, damit auch am Gitter kletternde Mäuse nicht von der Katzenpfote erwischt werden können. Hierbei kann die Maus schnell schwere und sogar tödliche Verletzungen davontragen, wenn ihr Bauch aufgeschlitzt oder der Schwanz abgerissen wird. Auch bei Hunden mit ausgeprägtem Jagdinstinkt macht die doppelte Vergitterung Sinn. Es reicht nicht aus, dem Hund oder der Katze nur unter Aufsicht Zutritt zu dem Zimmer, in dem die Mäuse wohnen, zu gewähren. Es kann immer wieder ein kleiner Fehler unterlaufen, beispielsweise wird die Tür versehentlich aufgelassen oder das Tier lernt die Tür selbst zu öffnen, der schnell schwerwiegende Folgen für die Mäuse hat. Zudem kann es selbst unter Aufsicht zu Unfällen kommen, da die Reaktionszeit des Besitzers unter Umständen einfach zu lang ist, um Angriffe zu verhindern.

Geschlechterunterscheidung

Bei Weibchen ist der Abstand zwischen After und Harnröhrenausgang geringer als bei Männchen. Über dem Harnröhrenausgang ist der Scheideneingang zu erkennen. Bei sehr jungen Mäusen ist der Scheideneingang häufig noch geschlossen und somit schwierig zu erkennen. Zitzen sind kein sicheres Erkennungsmerkmal, da sie auch bei Männchen vorhanden sein können.

Weibchen

Männchen, auch Bock oder Böckchen gennant, haben einen größeren Abstand zwischen After und Harnröhrenausgang, denn dazwischen befinden sich die Hoden. Diese sind das deutlichste Erkennungsmerkmal, können jedoch bei Stress eingezogen werden und sind dann nicht mehr zu sehen. Kastraten sehen untenrum aus wie Böckchen mit eingezogenen Hoden.

Bock
Bock mit eingezogenen Hoden
Kastrat

Qualzuchten

So ausgefallen manche Fellfarben und -formen auch sein mögen, für manches Erscheinungsbild zahlen die Mäuse einen hohen gesundheitsschädigenden Preis. Im Folgenden wollen wir die bekanntesten dieser so genannten Qualzucht-Formen vorstellen. Wir raten dringend vom Erwerb und somit der Unterstützung dieser Züchtungen ab:

Nacktmäuse: Diese Mäuse haben keinerlei Fell, was sie anfälliger gegenüber Haut- und Immunerkrankungen macht. Zudem fehlen ihnen die zur Orientierung nötigen Tasthaare. Häufig werden sie Allergikern empfohlen.

Patchworkmäuse: Diese Mäuse haben nur an wenigen Stellen Fell, das zudem auch noch sehr dünn ist. Hier gilt gleiches wie für Nacktmäuse.

Tanzmäuse: Tanzmäuse fallen durch ihr quirliges Wesen auf. Sie sind sehr agil, machen häufig Luftsprünge und drehen sich um die eigene Achse im Kreis. Die Mäuse werden mit einem Defekt an der Hirnanhangdrüse geboren, welcher andere körperliche Schäden mit sich bringt. Der ungewöhnliche Bewegungsdrang wird durch einen Schaden im Innenohr verursacht, der zu Gleichgewichtsstörungen führt und sie zum tanzen zwingt.

Schwanzlose Mäuse: Auch Manx-Mäuse genannt. Diesen Farbmäusen fehlt der Schwanz, welcher essentiell für das Gleichgewicht beim Klettern und Balancieren ist. Zudem ist er ein wichtiger Teil der Körpersprache.

Rex-/Locken-/Langhaarmäuse: Das Unterfell von Langhaarmäusen ist durch die glatten langen Haare nicht so dicht wie bei Artgenossen mit normalem Fell. Sie sind anfälliger gegen Kälte und frieren schnell. Rex-/Locken- und Langhaarmäuse haben häufig gebogene Tasthaare, deren Funktion so nicht mehr gewährleistet ist  die Tiere können sich nicht so gut orientieren. In einigen Fällen wachsen die verbogenen Tasthaare in Nase oder Augen der Mäuse und führen dort zu dauerhaften Reizungen und Entzündungen.

Rote Mäuse: Mäuse mit dem Ay-Gen haben und vererben die genetische Anlage zur Fettsucht. Trotz artgerechter Ernährung verfetten die Tiere zusehends. Es gibt keine geeignete Diät gegen diese genetisch bedingte Fettleibigkeit, da eine solche zwangsläufig zu Mangelerscheinungen führen würde. Typischerweise geht sie mit rötlicher Fellfärbung einher.

Farbmäuse als Futtertiere

Futtertiere sind im Tierschutz sicherlich ein heikles Thema. Natürlich brauchen auch fleischfressende Haustiere artgerechte Ernährung, sodass bei manchen Tierarten die Mäuse nicht einfach vom Speiseplan gestrichen werden können. Dass die Mäuse nach kurzer Zeit getötet und verfüttert werden, darf aber kein Grund für eine schlechte Haltung sein. Die Mäuse brauchen trotzdem ausreichend Platz, Beschäftigung und ausgewogene und gesunde Ernährung. Liebhabertiere und Futtertiere unterscheidet genetisch nämlich nichts. Lediglich die Einstellung des Halters gegenüber den Tieren ist anders. Futtertiere haben also in der Haltung dieselben Ansprüche und Bedürfnisse wie Liebhabertiere und denen sollte auch unbedingt Beachtung geschenkt werden. Eine gute Haltung und Ernährung ist nicht nur im Sinne der Mäuse, sondern auch für den Fleischfresser sehr wichtig, da dieser von der guten Qualität der Futtermäuse profitiert. Frostnager, die häufig in Zoohandlungen und ähnlichem angeboten werden, stammen meist aus tierquälerischen Massenzuchten oder sind Ausschussware aus dem Lebendtierverkauf und werden teilweise lebendig eingefroren. Die schlechte Ernährung und mangelnde Hygiene in den Zuchten führt oft zu gesundheitlichen Problemen der Futtermäuse, was sich negativ auf den Fleischfresser auswirken kann. Erfreulicherweise achten immer mehr Halter auf die Herkunft ihrer Futtertiere, züchten diese selbst, und wollen ihnen einen gewissen Lebensstandard bieten, um ihren Tieren qualitativ hochwertige Nahrung füttern zu können.
http://www.projekt-biomaus.de/